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Die Lehre vom TUN®

Wer sein Ziel nicht kennt, kommt niemals an

Crupido hatte lange genug im Wirtshaus gesessen. Alles begann ihn zu langweilen. Crupido rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Sein Gesichtsausdruck verlor jedes Leben.

Palido setzte sich an den hölzernen Tisch und bemühte sich, Crupido aufzumuntern. Kein Krug Wein, kein derber Witz vermochten Crupidos Unzufriedenheit zu vertreiben.

«Ich mache mich auf den Weg.» Mit diesen Worten sprang Crupido auf und schnappte sich kurzentschlossen sein Bündel. «Wohin?» fragten ihn seine Zechbrüder erstaunt. «Das ist egal», antwortete ihnen Crupido. «Alles andere kann nur besser sein als hier.»

So betrat Crupido den staubigen Platz vor dem Wirtshaus. «In welche Richtung werde ich gehen?» fragte er sich. «Der Weg nach rechts ist staubig, der Weg nach links ist es auch.» Crupido schloss die Augen und drehte sich im Kreis. Er nahm den Weg, der vor ihm lag, als er die Augen wieder öffnete.

Eine Stunde war er nun schon gelaufen. Der Durst begann ihn zu plagen. Die Sonne schickte ihre Strahlen auf sein unbedecktes Haupt. Der Staub unter seinen Füssen war so heiss wie die Glut auf der Kochstelle im Wirtshaus. Seine Sohlen brannten. Hitze und Staub liessen seine Zunge zu gedörrtem Leder werden. Ohne eine Wegzehrung war Crupido aufgebrochen, eine Wasserflasche hatte er auch nicht mitgenommen. «Ob ich nicht besser umkehre?» fragte sich Crupido. Mit Spott und Hohn würden sie ihn begrüssen. Nein, er musste seinen Weg fortsetzen. Eine Quelle würde er sicher irgendwo finden.

Als die Sonne unterging, war Crupido schon weit gewandert. Die Kühle der Nacht erfrischte ihn ein wenig. Doch wo sollte er schlafen? Weit und breit war keine menschliche Ansiedlung zu sehen. Unter einem einzelnen Baum legte er sich zur Ruhe. Doch der Schlaf wollte ihm trotz seiner Mattigkeit nach den ungewohnten Strapazen nicht kommen. Sein Magen knurrte so laut, dass er fürchtete, lichtscheues Gesindel anzuziehen, das es auf seine wenige Habe abgesehen haben könnte. Spät in der Nacht sank er dann doch in einen leichten Schlummer. Ihm träumte von seinem Wirtshaus. Lustig war es da. Der Wirt brachte ihm ein braungebratenes Hühnchen und dazu einen Krug mit Wein. Zu seinem Mahl sangen Palido und seine Kumpanen ein derbes, zotiges Lied. Der Hund des Wirtes schaute gierig auf sein Hühnchen und knurrte ihn an. So laut, dass Crupido davon erwachte.

Als er sich umsah, war er allein unter dem alten knorrigen Baum, dem nur noch wenig Laub in der sengenden Sonne geblieben war. Das Knurren, wo kam es her? Es kam aus seinem Bauch. Missmutig erhob sich Crupido und setzte seinen Weg fort. Nachdem er eine Weile weitergegangen war, gabelte sich der Weg. «Was nun? Wie entscheide ich mich?» überlegte Crupido. «Als ich losging, bin ich nach rechts gegangen, diesmal gehe ich wieder nach rechts.» Er schlug den gewählten Weg ein und kam am Nachmittag in einen Wald. Mit einigen Beeren stillte er seinen Hunger. Für seinen Durst fand er eine winzigkleine Quelle, deren fadendünnes Rinnsal schon bald wieder im Waldboden verschwand.

Im weichen Moos kam Crupido langsam wieder zu Kräften. Bis zum Nachmittag war er weit gelaufen. Der Wald nahm immer noch kein Ende. Er fand darin aber viele Beeren. Seinen Magen konnte er mit ihnen füllen, auch wenn nicht alle Beeren schmeckten.

Als die Nacht herankam, war ihm nicht wohl. Sein Magen schmerzte. Hunger konnte es nicht sein. Die Beeren! Waren sie die Ursache? Unter einem Strauch legte sich Crupido nieder. Auf seiner Stirn perlten Schweisstropfen. Zusammengekrümmt auf dem feuchten Waldboden verliessen ihn die Sinne. Der Trubel seines Wirtshauses tobte durch seinen Fiebertraum. Mädchen tanzten in bunten Gewändern. Alles wirbelte wild in seinem Kopf durcheinander. Die kreisenden Röcke, der Rhythmus der Musik und der Lärm des vollen Wirtshauses wollten ihm den Kopf fast zerspringen lassen.

Beim Erwachen stand die Sonne schon hoch am Himmel. Crupido fasste sich mit beiden Händen an die Schläfen. Sein Kopf schmerzte immer noch. Mühsam erhob er sich, die ersten Schritte unsicher dem Weg zuwendend. So irrte er weiter, bis er am Abend aus dem Wald heraustrat.

Nicht weit von ihm war eine einzelne Hütte zu sehen. Ob ich dort um ein Nachtlager bitte? Nein, lieber nicht. Wer weiss, auf was für Leute ich da treffe! Wer wohnt schon in einem so abgelegenen Haus? Vielleicht warten die nur auf fremde Wanderer, um sie auszuplündern. Crupido versteckte sich weitab im Gebüsch am Waldessaum und verbrachte die Nacht wieder im Freien.

Der nächste Tag führte ihn an den Fuss eines hohen Berges. Nahrung gab es hier im Überfluss. Ein Hain voller Bäume, die Früchte trugen. Crupido packte ein, was er tragen konnte. Gut versorgt bestieg er den Berg. Seine Last wurde ihm immer schwerer, je weiter er hinauf kam. Er setzte sich immer häufiger nieder, um von seinem Vorrat zu zehren. Das Bündel wurde zwar leichter, doch der Aufstieg immer mühseliger. Er überwand schroffe Felsen und Geröllfelder. Seine Füsse bluteten. Mit letzter Kraft erreichte er den Gipfel. Doch der Abstieg ward ihm nicht minder schwer. Seine Kleidung hing ihm in Fetzen am Körper. Sein Haar hing ihm in Strähnen in sein bärtiges Gesicht.

Und schon wieder musste sich Crupido entscheiden: Wohin sollte er sich diesmal wenden? Aus Gewohnheit nahm er wieder den Weg nach rechts. Er kam in eine grosse Stadt. Ein Jahrmarkt hatte viele Menschen angezogen. Die Menschenmassen strömten durch die engen Gassen. Vor Crupido wichen sie auseinander. Rufe des Unmuts schallten von den Häuserwänden zurück. «Meinen die etwa mich?» Da bemerkte Crupido erst, wie zerlumpt er aussah. Schleunigst verliess er die Stadt wieder. Sie machte ihm angst. Was sollte er auch hier, wo ihn keiner kannte und keiner mochte?

Er schleppte sich mühsam über die staubigen Wege der endlosen Ebene, bis er in der Ferne ein Dorf sah. Hier werden die Menschen ein Erbarmen mit mir haben, hoffte Crupido. Seine Füsse wurden leichter, und bald betrat er den Ort. Er kam ihm irgendwie vertraut vor. In der Mitte des Ortes angekommen, stand er vor der Tür seines Wirtshauses. Als er eintrat, starrten ihn alle an. Niemand erkannte ihn. Da trat zögernd Palido auf ihn zu. «Bist du es, Crupido? Wo warst du?» «Das ist eine lange Geschichte», antwortete Crupido. «Wo wolltest du eigentlich hin?» wollte Palido wissen. «Ich weiss es nicht.» Crupido liess sich erschöpft auf seinem Schemel nieder.

Die nächsten Wochen war Crupido der Mittelpunkt des Wirtshauses. Immer wieder berichtete er von seiner Reise. Jedes Mal schmückte er seine Erzählungen mit neuen Abenteuern aus. Nur sein Freund Palido hing nicht wie die anderen an seinen Lippen. Mehr und mehr zog er sich nachdenklich zurück. Ins Wirtshaus kam er immer seltener. Dann kam er gar nicht mehr.

Eines Tages, an Crupidos Geschichte erinnerte sich kaum jemand mehr, sass dieser in seinen Weinkrug starrend am Tisch. Er hörte die gleichen Stimmen, doch was sie sagten, nahm er nicht wahr. Es erschien ihm, als sei er ein Sandkörnchen, das der Wind in den Dünen vor sich hertrieb; ständig in Bewegung, doch immer mit den Dünen verhaftet. Jeden Tag sass er nun hier. Das Lärmen der Kinder auf dem Dorfplatz vor dem Wirtshaus riss ihn aus seinen Grübeleien. Draussen liefen die Menschen zusammen. Was ist los hier? In diesem Moment trat ein gutgekleideter Herr ein. Der Wirt eilte ihm dienernd entgegen. Doch der Mann beachtete ihn nicht. Er ging zielsicher auf Crupido zu. «Palido! Leute, es ist Palido!» Crupido sprang auf und wollte seinen Freund umarmen. Doch plötzlich hielt er inne. «Deine Kleidung? Wie kommst du zu so vornehmer Kleidung?»

«Ich besitze in der Stadt, durch die du gegangen bist, ein florierendes Geschäft. Jetzt bin ich auf dem Wege, ein weiteres in der nächsten Stadt zu gründen.»

Crupido hatte sich auf den Weg gemacht, ohne ein Ziel vor Augen zu haben. Eine Strategie fehlte ihm, deshalb wurde er zum Spielball der Umstände. Von seiner Vergangenheit hatte er nicht wirklich losgelassen. Sie holte und fing ihn wieder ein.

Was meinen Sie, wie mag Palido wohl vorgegangen sein? Lassen Sie unseren SEPP die Bilder zu Palidos Weg holen. Erzählen Sie seine Geschichte, wenn Sie am Ende dieses Kapitels angekommen sind.

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