Die Lehre vom TUN®
Das Reptiliengehirn
Tiefer in unserem Gehirn befindet sich das Stammhirn. Wir nennen es das Reptiliengehirn. Im Laufe unserer Entwicklungsgeschichte hat sich unser Hirn immer höher entwickelt. Das Reptiliengehirn stammt aus einer Zeit, da das Überleben bei Gefahr zwei Alternativen hatte – Kampf und Flucht.
Bei beiden Varianten musste die Muskulatur mit viel Energie versorgt werden, damit der Körper den erhöhten Anforderungen gerecht wurde. Alle Reserven mussten mobilisiert werden, damit das Lebewesen kämpfen oder flüchten konnte.
In bestimmten Situationen hilft uns dieser Mechanismus auch heute, schnell und ohne zu überlegen zu reagieren.
Versetzen Sie sich gedanklich wieder auf den hohen Berg! Beim Abstieg vom Berg gleiten Sie aus. Sie verlieren den Halt und rutschen den Abhang hinunter.
Ihr SEPP schickt einen Postboten mit einem Telegramm an die Schilddrüse. Von dort aus wird in den Nebennieren Alarm geschlagen. Diese pumpen die Tanklastzüge mit Adrenalin voll und schicken diese mit Höchstgeschwindigkeit durch unseren Körper. Zum Denken bleibt keine Zeit. Das Adrenalin setzt die Energie frei, die Ihre Muskulatur jetzt braucht, damit Sie sich festhalten und Ihr Leben retten können.
Der Mechanismus hat aber auch Nebenwirkungen. So signalisiert unser Gehirn auch in unbekannten Situationen Gefahr. Wir bekommen Angst, und Angst verursacht Stress. Stresssituationen führen zu Handlungseinschränkungen, weil unser SEPP nicht weiss, was er machen soll.
Bringt Ihnen Ihr SEPP vor einer neuen Herausforderung nur Angstbilder, so stehen Sie unter Stress. Sie haben dann das Gefühl, nicht mehr Herr Ihres SEPPs zu sein. Es entsteht so etwas wie ein «psychologischer Nebel».
Das Gehirn schickt die Alarmsignale an die Schilddrüse, die schickt sie weiter an die Nebennieren. Diese geben dann das Adrenalin in die Blutbahn. Die Synapsen (Verbindungsstellen, die der Reizübertragung im Nervensystem dienen) werden blockiert. Die Umschaltung auf das Reptiliengehirn erfolgt.
Körperlich spüren Sie dies deutlich. Je nach Veranlagung bekommt der eine schweissnasse Hände und beginnt zu zittern (Flucht). Der andere bekommt einen roten Kopf, und er lässt seinen Aggressionen freien Lauf (Kampf).
Eine solche Reaktionsweise zeigt das folgende Beispiel: SEPPs Mensch hat gerade seinen Führerschein gemacht. Zum ersten Mal sitzt sein Fahrlehrer nicht als möglicher rettender Engel neben ihm. SEPP signalisiert Unsicherheit. Er flüstert seinem Menschen zu: «Was ist, wenn an der Kreuzung eine Baustelle ist, viele Autos und vor dir ein dicker LKW, dass du die Strasse nicht einsehen kannst? Und du musst links abbiegen?» Tatsächlich, es trifft alles ein. Dem Fahrneuling bricht kalter Schweiss aus. Prompt geht der Motor beim Anfahren aus. «Du musst hier weg, und zwar schnell!» schreit SEPP. Das Getriebe ratscht. Der Motor ist wieder aus. Die Autos in der Spur dahinter hupen. SEPP fordert noch mehr Stresshormone an. Ruckend fährt das Auto an. Da kracht es auch schon. Inzwischen hatte die Ampel auf Rot gewechselt.
Der SEPP des Autofahrers hatte alle negativen Bilder hervorgebracht, die er fand. Er signalisierte der Schilddrüse: «Gefahr!». Die Umschaltung auf das Reptiliengehirn setzte ein. Fingerspitzengefühl fehlte. Die bewusste Steuerung des eigenen Handelns setzte aus. Stress entsteht. Der SEPP des Anfängers hat es mit seinen Angstbildern geschafft, dass sich die Prophezeiung selbst erfüllte.
Eine Abweichung von gewohnten Programmen kann ebenfalls diesen Stress hervorrufen. Schauen wir doch mal wieder bei Familie Möller vorbei, die Sie bereits kennengelernt haben.
Was ist heute morgen passiert? Es ist alles ganz anders. Frau Möller hat verschlafen. Kinder: schnell! Zahnputzbecher in die Hand, los, ab ins Bad. Beeilt Euch! Dann in die Küche. Frühstück im Stehen und dann ab. Nicht wie sonst weckt der Sohn seinen Papi. Das Gehirn ist schon beim Aufwachen völlig von der Rolle, denn die Mutter kommt wieder ins Schlafzimmer. Mach schnell, wir haben verschlafen!
Das ist für das Gehirn nicht normal. Alles gerät durcheinander. Das Reptiliengehirn gewinnt die Oberhand. Die Energie verlagert sich in die Muskulatur, weil es aus der Vergangenheit kennt: Es gibt etwas zu kämpfen.
Vater geht jetzt ins Bad. Er rasiert sich nass. Was passiert? Natürlich schneidet er sich. Er ist so konfus, dass sein Fingerspitzengefühl ausgeschaltet ist. Die Energie steckt ja in der Muskulatur. Dann rennt er in die Küche. Der Kaffee ist ihm zu heiss. Vater verbrennt sich im wahrsten Sinne des Wortes die Zunge. Nicht nur mit Kaffee. Die «liebe Mutti» wird zur «blöden Ziege». Das alles steuert das Reptiliengehirn, unser tierisches Mitbringsel aus der Evolution.
Jetzt fährt Herr Möller zur Arbeit. Genau vor ihm schaltet die Ampel auf Rot. Heute scheint alles schief zu gehen. Hektisch sucht Herr Möller nach einem Parkplatz. «Fischer, der Idiot, steht auf meinem Stammplatz!» flucht er vor sich her. Sein Büro liegt im 19. Stock des Hochhauses. Er betritt den Fahrstuhl eine Minute vor acht. Stopp im 18. Stock. Bis die Tür aufgeht, dauert es eine Ewigkeit. Keiner draussen. Die Tür scheint lange überlegen zu müssen, bevor sie wieder zugeht und der Fahrstuhl sich in Bewegung setzt. Alle Wahrnehmungen verzerren sich unter dem Einfluss der Stresshormone. Wäre es zehn Minuten vor acht gewesen, wäre ihm alles normal erschienen. Wie mag der Arbeitstag von Herrn Möller wohl weitergehen?
Haben Sie schon Ähnliches erlebt?
Hat Ihnen Ihr SEPP mit solchen Bildern Aufregung verschafft, die Sie sehr erschöpft hat? Beeinflussen Sie Ihren SEPP so, dass Sie immer Herr der Lage bleiben! Im Stress sich selbst die notwendige Ruhe zu verschaffen, um den Überblick zu behalten, ist die beste Lösung. Sie entscheiden wieder mittels denkens.
So hätte die erste selbständige Autofahrt unseres Anfängers auch aussehen können:
Wenn der SEPP beginnt, die Panik auslösenden Bilder hervorzuholen, dann geben Sie ihm den Befehl: «Wegräumen! Ich lasse es an mich herankommen und entscheide dann. Ich brauche Bilder, die mich stark und gelassen machen. Mein Fahrzeug und die Regeln beherrsche ich. Wenn tatsächlich mal etwas länger dauert, wird es jeder verstehen, denn ich bin als Anfänger erkennbar.» Ohne Stress meistert der Fahrer dann auch die schwierige Kreuzung.
Auch Herr Möller hätte sich sagen können. «Macht nichts, Ruhe bewahren, wir schaffen es!» Dann wäre der Familienfrieden erhalten geblieben, und der Tag hätte besser begonnen.
Bombardiert Ihr SEPP Sie vor neuen Herausforderungen mit Angst- und Stressbildern, so lassen Sie ihn diese Bilder auf der Stelle wegräumen: «Mein lieber SEPP, ich brauche Bilder, die meine Energien in die richtigen Bahnen lenken.»
Weisen Sie Stressbilder zurück. Atmen Sie tief durch! Und lassen Sie Ihren SEPP die Bilder bringen, die Ihre Energien positiv fliessen lassen.
Erziehen Sie ihn dazu, solche Bilder zu bringen, die Sie stark machen. Immer wieder! Lassen Sie das Reptiliengehirn seine ureigene Aufgabe vollbringen. Setzen Sie sich keinen Ängsten aus. Denken Sie daran, dass ich SEPPs Namen von «Selbsterfüllender Prophezeiung» abgeleitet habe. Nutzen Sie diese für Ihren Erfolg!
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